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Mitternachtslauf Kröv 2011


 

    Geilster Lauf des Jahres
      11. Juni 2011

 
Weithin geplant ging es Pfingsten wieder an die Mosel. Schon zum vierten Mal in meiner neuen Laufkarriere - und insgesamt zum 7. oder 8. Mal - soll der Höhepunkt der Mitternachtslauf in Kröv sein. Vor Jahren hatte ich diesen Lauf entdeckt und er hat mich niemals losgelassen. Naja die vielen Jahre der Laufpause schon und warum ich KRÖV unterbrochen habe verstehe ich noch viel weniger als die Jahre ohne Laufen schlechthin. Denn Kröv ist etwas ganz Besonderes. Dafür würde ich JEDEN anderen Lauf des Jahres sausen lassen.

Dabei ist Kröv nun keine Großveranstaltung, hat keine tollen Sponsoren oder afrikanische Läufer; bei den beiden Hauptläufen sind gerade mal jeweils knapp 400 Läuferinnen und Läufer am Start. Aber diese Streckenführung und diese Stimmung ist absolut unerreicht. Der 10 Tage vorher stattfindende Kölner Nachtlauf ist mit der 10fachen Teilnehmerzahl immer unsere Vorbereitung, aber von der Stimmung her überhaupt nicht vergleichbar. Kröv ist in jeder Hinsicht unerreicht. Aber schauen wir mal drauf.

Am Pfingstsamstag machen wir uns traditionell vom benachbarten Reil, in dem wir logieren, gegen 15 Uhr nach Kröv auf um die letzten Nudeln zu verschlingen und dann um 16 Uhr das Wettkampfbüro aufzusuchen. Wichtig ist den Umschlag für die Urkunden-Nachsendung auszufüllen - die Kröver machen so einen modernen Kram wie Download nicht - hier geht es noch bodenständig zu. Die Startnummern und die Gutscheine für die verdiente Flasche Kröver Nacktarsch, die auch im Startgeld von 10 Euro enthalten ist, werden natürlich auch abgeholt. Natürlich gibt es den Wein erst hinterher und der Weinbrunnen, der Abends der Ort des Feierns ist, wird gerade erst eröffnet. An diesem Nachmittag gibt es noch einen kräftigen Schauer; Abends soll es dann MEIN optimales Laufwetter sein.



Im letzten Jahr hat Marc noch zugeschaut; dieses Jahr wird er selbst als Läufer dabei sein. Den Kölner Nachtlauf hatte er ja bravorös absolviert und mit mir gemeinsam einige Trainings in hügeligem Gelände um sich ein wenig auf Kröv vorzubereiten. Auch er ist schon aufgeregt ob der kommenden Ereignisse. Wir sind für den ersten Hauptlauf "Lauf der Junggebliebenen" angemeldet, der um 22 Uhr startet. Der eigentliche Mitternachtslauf startet um 23:40 Uhr. Der frühere Lauf ist aber von daher angenehm, als es auch schon dunkel ist und die Zuschauer schon gut in Stimmung. Danach kann man dann sehr schön am Weinbrunnen stehen und sich den Hauptlauf mit dem direkt danach stattfindenden Feuerwerk über der Mosel ansehen. Die Planung für einen wunderbaren Abend halt.

Auf der Rückfahrt zum Hotel werfen wir nochmal einen Blick auf das wunderschöne Moseltal - allein dafür lohnt es sich.



Nun ist Ausruhen angesagt - dazu nutzen wir das Hotelbett von dem aus wir uns das Qualify des Formel 1 - Rennens in Kanada ansehen. Die sind etwas schneller unterwegs. Ein gutes Omen dass unser Favorit Vettel wieder mal gewinnt.

Gegen 21 Uhr gehts dann wieder nach Kröv - Stimmung schnuppern. Die Vorfreude auf den Abend steigt. Langsam wird auch Marc nervös, obwohl er sonst ruhiger ist als ich. Aus den Vorjahren wissen wir, wie man mit dem Auto ziemlich dicht an den Start herankommt. Die Streckenführung in Kröv ist so wie es genialer nicht mehr sein kann. Das kleine Weindorf steht einfach Kopf. Durch historische Gässchen führt eine laaaaange Gefällstrecke durch die Fußgängerzone. Hier im Hochgeschwindigkeitsbereich ist die Strecke rechts und links mit Bändern abgesperrt, so dass die Zuschauer nicht einfach über die Strecke rennen können. Das habe ich so konsequent auch noch nie irgendwo gesehen. Und dann stehen die Leute dort dicht an dicht, mit Weingläsern in der Hand.



Zu laufen sind 3,5 Runden. Warum die Komma 5 ? Naja weil die Kröver Veranstalter wissen wie man so eine Strecke legt ! Es geht nämlich viermal bergab durchs Zuschauer-Spalier und nur dreimal bergauf. Und die meisten Leute stehen dort wo man richtig Tempo drauf hat. Das Ziel ist am tiefsten Punkt der Strecke; unten an der Mosel an der Weinbrunnenhalle.  Genau so macht man das - da können sich viele Cityläufe eine Scheibe davon abschneiden.



Langsam wird es dunkel und wir laufen uns etwa einen Kilometer locker ein. Wir laufen an der Disco vorbei wo die Einheizer schon die ganze Zeit Musik machen. Weiter unten gibt es Darbietungen von Straßenkünstlern und etwas für unseren Lauffreund Udo - ein Indianerinnen-Ballet. Aber ich glaube das sind gar keine echten Indianerinnen ....



In meinem Magen grummelt es;
vielleicht doch zuviel vom guten Essen der Region ?
Langsam sammelt man sich zum Start.



Wir reihen uns ziemlich weit hinten ein; ich möchte mit Marc gemeinsam starten bei unserem ersten gemeinsamen Kröv-Erlebnis. Aber das wird mich aufgrund des Gedränges die erste Hochgeschwindigkeits-Gerade und somit ca. 20 Sekunden kosten. Vielleicht hätte ich lieber hier stehen sollen ..... aber egal .... Hauptsache Spaß !



 Der Starter erwähnt noch, dass die Straße extra für uns neu geteert wurde. Für eine Tartanbahn sei natürlich wieder kein Geld da gewesen. So ein Mist denke ich; die Strecke ist noch "grün" wie die Rennfahrer sagen. Hoffentlich hab ich genug Grip. Andererseits war ich vor 2 Tagen auf der Waage und mache mir dann wieder keine großen Sorgen da mein Abtrieb doch recht gut sein muß ......

.... die Weinkönigin höchstselbst wird den Startschuß geben ......



Es knallt und wir stehen erstmal endlose Sekunden. Das erste Mal ärgere ich mich über die Startposition. Es geht bergab durch die Zuschauergasse und irgendwie geben meine Mitläufer kein Gas. Verstehe ich nicht - das ist doch auf dieser Strecke entscheidend ! Ich schlängle mich so durch und Marc versucht hinterher zu kommen was ihm kaum gelingt. Später erfahre ich, dass er sich schnell ein "anderes Opfer" sucht.



Unten an der Moselstraße angekommen, läuft es erstmal flüssiger; aber die so wichtige erste km-Zeit ist mit 5:20 min. erstmal kaputt. Später sollte sich erweisen das mir genau diese 20 Sekunden an einer persönlichen Streckenbestzeit fehlen. Nach ca. 1 km kommt man nämlich das erste Mal am Ziel vorbei und bis dahin geht es überwiegend bergab; im Vorjahr war die Zeit unter 5 Minuten.



Aber schon geht es in die erste von 3 vollen Runden. Es läuft noch gut und ich habe die Hügel extra trainiert. Bei km 2 kommt das erste Mal der Aufstieg. Er ist 200 und 500 Meter lang und recht kräftig. Das Tolle ist wenn man oben ist beginnt wieder die Hochgeschwindigkeitsstrecke durch die Fußgängerzone und die ist 1.200 Meter lang ! Mir gelingt es die Anstiege immer etwas schneller als im Vorjahr zu laufen. Aber auch dieser Teil ist einfach irre. Überall vor den Häusern sind Teelichter aufgebaut und es stehen überall Leute. Oben am Ende des Anstiegs steht ein Trupp der uns in jeder Runde im Chor mit Reimen anfeuert. Die Straßen sind bemalt. Das ist einfach toll und motivierend. Ab der zweiten Runde rufen einige meinen Namen obwohl der auf dem Rücken steht !!! Die Leute kennen mich schon denke ich ... aber auch die Passage von Weinständen lockt immer wieder. Nein ich werde erst hinterher trinken ...



Wir bahnen uns weiter durch die Nacht; ich denke wo mein Schatz wohl liegt ... wird er den Aufstieg schaffen ? Und hat er bergab auch so einen Spaß ? Ich habe 2 Opfer im Visier die ich eine Runde später gnadenlos überhole ...



Nach etwa 2 Runden werde ich das erste Mal überrundet. Verdammt was sind die schnell ....



Aber kurz vorm Zieldurchlauf steht eine weitere Disco mit einem Sprecher der mächtig Stimmung macht.
Man hört ihn schon von weitem und es macht richtig Spaß darauf zuzulaufen ....



Was ich nicht sehen kann ist, dass Marc auch super unterwegs ist.
Er läuft ein Wahnsinnstempo was ich so schnell nicht erwartet habe ........



Ein paar Monate noch und er kann auch als Adonis starten. Kröv ist nämlich auch ein Funlauf und viele haben sich ein besonderes Outfit ausgedacht. Im Vorjahr waren dies nackte Popos nach dem Vorbild des berühmten Weinbergs "Kröver Nacktarsch". Dieses Jahr sehe ich keine Popos aber dafür einige mehr oder weniger sehenswerte, mutige Halbnackte ....



Udo im Röckchen wäre hier richtiger angesiedelt als in Köln. Ihm würde so manches Weinchen unterwegs angeboten; das steht fest. Vielleicht würde er sogar zur Weinkönigin gewählt.

Der dritte Aufstieg ist schon heftiger und ich bin froh oben zu sein. Ich freue mich auf die letzten 1.200 Highspeed-Meter. Und mein Marc rennt nur wenige Minuten hinter mir und hat sich auch neue Opfer gesucht.



Langsam bin ich dann doch froh bald im Ziel zu sein. Ich schaue auf die Uhr und sehe es wird verdammt knapp um wie im Vorjahr leicht unter 53 Minuten zu kommen. Die 20 Sekunden fehlen echt. Ich gebe nochmal alles und laufe die letzten 300 Mater deutlich unter 5er-Tempo .... das Ziel ist nah ....



Ich glaube ich habe es ganz knapp geschafft; vor mir, direkt auf der Ziellinie laufen 2 Läuferinnen nebeneinander - Mist ! Naja ich remple die natürlich nicht und hab später offiziell 53:05 Minuten. Nächstes Jahr wird es unter 52 beschließe ich - da gibt es noch mehr Bergtraining. Da geht noch was - das steht fest !

Nun klettere ich sofort über die Bande und schaue zurück, denn ich wollte meinen Schatz abholen und die letzten Meter begleiten; vielleicht soll ich den hier fragen ob er mal für mich schaut ?



Ich trabe langsam gegen die Laufrichtung. Aber es dauert nicht lange ... kaum bin ich 400 Meter gelaufen, traue ich meinen Augen nicht. Das kann doch nicht sein .... er hat doch gezweifelt unter eine Stunde zu kommen ....doch er ist es ! Ich laufe zu ihm und drehe um. Wir kassieren einen Kommentar "auch noch Pacemaker jetzt oder was ?" Vor dem Ziel spurtet er los und ich komme kaum mit ....



Auch er hat "Verkehr" und verliert vor dem Kanal einige Sekunden.
Aber seine offizielle Zeit ist geradezu phantastisch .... 56:29 Minuten ! WOW !!!

Dabei hatte er Angst vor dem "Gespenst" der Schlußläuferin ...



Völlig unbegründet ... nächstes Jahr wird er mich abholen wenn es so weitergeht. Ach was ist das schön so tolle Sachen gemeinsam zu erleben. Glücklich fallen wir uns in die Arme und holen uns den verdienten Tee am Verpflegungsstand.

Nach dem Umziehen dauert es dann nicht mehr lange bis wir uns mit einer leckeren Bratwurst stärken. Gleich wird der Hauptlauf mit den ganz Schnellen gestartet und wir finden uns bei einer Flasche "Kröver Paradies Spätlese" am Weinbrunnen ein ....



Das Feuerwerk über der Mosel beschließt einen wundervollen Abend.
Nein nicht ganz - eine unserer beiden Flaschen "Kröver Nacktarsch" muß noch im Hotelbett dran glauben ...

Aber eines steht fest ....

Kröv 2012 .... wo meldet man sich an ?


Nachklang ....

Die Tage danach entspannen wir und ich bekomme meine verdiente Dampferfahrt ....  (ja ich steh dazu)

bei unserem nächsten Ausflug kommen wir in vier Wochen wieder in die Nähe ... diesmal wirds noch schneller ...




Vielen Dank für Eure Geduld ! Ich hoffe es hat Spaß gemacht oder -
was noch wichtiger ist: Ihr kommt nächstes Jahr mit ... und wer weiß ...
vielleicht wird am Ende jemand mit Wein aufgewogen ....




Daniela